Montag, 8. Dezember 2014
Mark Zumbühl, Pro Infirmis: "Wir hätten keinen Einfluss mehr nehmen können"
Im Zusammenhang mit der aktuellen Kampagne "#IchBinLeer" der Pro Infirmis, tauchte von verschiedenen Seiten her die Frage auf, warum die PI dabei nicht mit der auf das Thema psychische Krankheiten spezialisierten Stiftung Pro Mente Sana zusammengearbeitet habe. Mark Zumbühl, Mitglied der Geschäftsleitung der Pro Infirmis, nimmt dazu wie folgt Stellung:
"Wir wurden im Frühjahr 2014 von PMS angefragt, ob wir uns an der Kampagne "Wie geht's dir" beteiligen wollen. Damals lag die PMS-Kampagne aber bereits pfannenfertig vor, sodass wir keinen Einfluss mehr hätten nehmen können, sondern uns nur noch am millionenschweren Budget hätten beteiligen können. Die erwähnte Kampagne entspricht aber nicht der Kampagnenkultur von Pro Infirmis, weshalb wir uns entschieden haben, uns nicht daran zu beteiligen. Überdies hatten wir zu diesem Zeitpunkt (Frühjahr 2014) bereits entschieden, auf den 3.12. eine eigene Kampagne zum Thema Psychische Behinderung zu starten. PI startet traditionsgemäss ihre Kampagnen immer am 3. Dezember (Int. Tag der Menschen mit Behinderung). Die Vorwürfe, wir wollten PMS das „Wasser abgraben“ (Kritik-O-Ton) in diesem Thema sind absurd."
Zum Vorwurf, die Pro Infirmis habe sich bislang kaum um die Belange von Menschen mit psychischer Behinderung gekümmert, sagt Zumbühl:
"Pro Infirmis führte 2005 schweizweit die Sozialberatung für Menschen mit psychischen Behinderungen ein. Später baute PI das Angebot in Richtung von finanzieller Direkthilfe und begleitetem Wohnen für diese Betroffenen aus. Zudem ist Pro Infirmis Dachorganisation weiterer regionaler Anbieter wie PSAG in Basel oder der Traversa in Luzern. Im laufenden Jahr beträgt der Anteil der psychisch Behinderten Menschen in der Arbeit von Pro Infirmis rund 30 %. Das heisst, jede dritte Person mit einer Behinderung in unserer Beratung, Begleitung und Unterstützung ist von einer psychischen Behinderung betroffen. Nachzulesen im Jahresbericht, der auf www.proinfirmis.ch aufgeschaltet ist.
Wir arbeiten überdies mit PMS eng zusammen, so zum Beispiel in einem Dokumentarfilm-Projekt mit dem Arbeitstitel „Psychische Erschütterung“, der im Herbst 2015 erscheinen wird.
Wir haben uns vor der Umsetzung unserer Kampagne intensiv mit Betroffenen und Fachleuten unterhalten, wie es sich für die grösste Fachorganisation im Thema Behinderung gehört. So ist der Monolog im Film eine praktisch 1:1-Wiedergabe von Aussagen eines schwer depressiven Mannes."
Zum Mailverkehr mit Marie Baumann von ivinfo hält Mark Zumbühl, alias "Herr X" fest:
"Ich habe grundsätzlich keine Probleme mit Kritik, c’est le ton, qui fait la musique."
Siehe auch:
Die neue Kampagne von Pro Infirmis (Pressemitteilung Pro Infirmis zum Kampagnen-Start)
Ein depressiver Zombie soll für Pro Infirmis die Marke stärken und die Kasse klingeln lassen (Kritik von ivinfo)
Kampagne "Wie geht's Dir?" (Hauptträger: Pro Mente Sana & Kanton Zürich)
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