Sonntag, 14. Dezember 2014

Grossbritannien: Jetzt ist es amtlich: Das Workfare-System der Konservativen hilft nicht bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Junge Arbeitssuchende, die dazu gezwungen wurden 13 Wochen lang unbezahlt zu arbeiten haben keine besseren Chancen am Ende einen Job zu bekommen, als diejenigen, die die Teilnahme am Workfare-Programm verweigern.

Der britische Arbeitsminister Iain Duncan Smith möchte sein Workfare-System im ganzen Land etablieren, aber eine Untersuchung des in London angesiedelten Probelaufes zeigt, dass es nicht viel nützt.

Nur 25% jener Leute, die das Workfare-Programm komplett durchlaufen haben, finden danach einen Job

Das Workfare-System zwingt junge Leute mit weniger als sechs Monaten Berufserfahrung dazu, bei einem 13 wöchigen Workfare-Programm mitzumachen, um Arbeitslosengeld beanspruchen zu können. Es wird angenommen, dass junge Leute in dieser Zeit ihre Arbeitsfähigkeiten verbessern können, aber wie dieser Bericht zeigt, zahlen sich Workfare-Platzierungen für die Betroffenen auf dem Arbeitsmarkt nicht notwendigerweise aus.

Nur ein Viertel jener Leute, die ein 13 wöchiges Workfare-Programm komplett durchlaufen haben, finden danach einen Job. Die Mehrheit von ihnen hat in gemeinnützigen Brockenstuben gearbeitet.

Von denjenigen, die sich nicht am Workfare-Programm beteiligt haben, fanden 44% einen Job. Sogar diejenigen, die ihr 13-wöchiges Workfare-Programm vorzeitig abgebrochen haben, kamen besser weg: 60% von ihnen haben eine Anstellung gefunden. Die Untersuchung gibt nicht im Detail wieder, warum die Leute das Programm abgebrochen haben, aber es ist anzunehmen, dass einige von ihnen es getan haben, weil ihre Stellensuche erfolgreich war.

Ältere, erfahrenere Jugendliche haben unabhängig davon, ob sie an Workfare-Programmen teilgenommen haben oder nicht, Arbeit gefunden.

Eine wichtige Feststellung der Untersuchung besteht darin, dass die älteren, 21- bis 24-Jährigen Arbeitslosen unter den Jugendlichen, welche bereits etwas Berufserfahrung vorweisen können, bessere Chancen auf einen nachhaltigen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt haben - unabhängig von der Beteiligung an Workfare-Programmen.

Alles in allem haben 45% der Leute, die bei einem Workfare-Programm angefangen haben, einen Job gefunden. 44% jener Leute, die die Teilnahme an einem solchen Programm von Anfang an verweigert haben, haben ebenfalls Jobs gefunden. - Ja, da gibt es eine Differenz, aber sie beträgt lediglich 1%.

Das Scheitern dieses Probelaufs ist ein schwerer Schlag für die Politik der Konservativen

Das Workfare-Programm "Day One Support for Young People Trailblazer" der Regierung lief ab November 2012 während acht Monaten. Aber Evaluationsbericht und Analyse des Arbeits- und Rentenministeriums wurden erst letzten Monat veröffentlicht - und stellen nicht gerade eine uneingeschränkte Vertrauensbekundung dar.

Die Resultate wurden zuerst auf politics.co.uk journalistisch aufgearbeitet, wo Adam Bienkov feststellte: "neither City Hall nor the DWP seem very keen to highlight the findings of this report, with no mention at all to be found on City Hall's website in the past month." Deutsch: "Weder das Londoner Bürgermeisteramt, noch das Arbeitsministerium scheinen besonders scharf darauf zu sein, die Ergebnisse dieser Untersuchung ins Rampenlicht zu setzen, da sie auf der Webseite der Stadt London im letzten Monat mit keinem Wort erwähnt wurden."

Die Statistiken stammen aus einer unabhängigen Analyse von TNS BMRB, einem renommierten britischen Marktforschungsinstitut.

Die Hälfte der jungen Arbeitssuchenden verweigerten die Teilnahme und wurden sanktioniert

Fast die Hälfte (47%) der arbeitslosen jungen Leute, denen die 13 Wochen unbezahlte Arbeit angeboten wurden, haben nicht teilgenommen. Sie haben sich entweder von vornherein dazu entschlossen, auf ihr Arbeitslosengeld zu verzichten, oder sind am ersten Tag ihres Einsatzes einfach nicht aufgetaucht und wurden mit Sanktionen bestraft.

In einem Fall wurde ein Nicht-Starter mit Sanktionen bedroht, als er am ersten Tag seines Workfare-Einsatzes nicht erscheinen konnte, weil er ein Vorstellungsgespräch hatte! "Es war ein Bisschen merkwürdig", erzählte er den Interviewern von TNS, "Ich musste am nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch und die haben mir gesagt, ich müsse absagen, oder man würde mich bestrafen."

Von den meisten jungen Leuten wurde erwartet, dass sie ihr Workfare-Programm innerhalb von zwei Tagen beginnen

Die Hälfte der Befragten empfanden den Start des Programmes als zu kurzfristig und zwei Drittel empfanden den Zeitaufwand (30 Stunden pro Woche, lange Pendelzeiten nicht mit einberechnet) als so gross, dass er für die Suche nach bezahlter Arbeit hinderlich gewesen sei.

"Ich habe keine Zeit, um mich für Stellen zu bewerben"

Ein Antragsteller, der das 13-wöchige Programm abgeschlossen hat, meinte: "Während dem Programm hatte ich keine Zeit mich für Stellen zu bewerben, weil ich darauf fokussiert war, früh genug aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Und als ich abends nach Hause kam, war ich viel zu müde... Das hat meine Chancen auf einen Job verringert."

Mehr als die Hälfte derjenigen, die zu einem Workfare-Anbieter kamen, hatten das Gefühl, dass ihre Platzierung nicht zu ihnen passte.

Aber das Arbeitsministerium denkt immer noch, dass es funktioniert

Aber die Auswirkungseinschätzung des Arbeits- und Rentenministeriums kam zum Schluss, dass das Workfare-Programm die Zahl der Antragssteller unter den 18 bis 24-Jährigen um 11% reduziert hat. Ausserdem sei die Beschäftigungsquote bei den jungen Leuten während acht Wochen um atemberaubende 0,8% gestiegen. So that's alright then.

Datenquelle: Evaluation of the "Day One Support for Young People Trailblazer", United Kingdom - Department for Work & Pensions

Übersetzt aus dem Englischen von David Siems / Quelle der Nachricht: mirror.co.uk

Siehe auch: Stichwort "Workfare" auf selbstbestimmung.ch

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